Geschichte des Gerätturnens im TV Bünzwangen

Ein gegenwärtiger Zeitgenosse über das Gerätturnen:
“Es ist für mich die vollkommenste Sportart; sie erfordert alle motorischen Grundeigenschaften, alles was zur Ausbildung des Körpers gehört. Es ist für mich die  faszinierendste Sportart überhaupt. Die Ausbildung, die der Körper dort erhält, ist für jede Sportart geeignet“.

Ob unsere Altvorderen ähnlich gedacht haben, als sie den Verein 1896 aus der Taufe hoben? Seit dieser Zeit wird vereinsmäßig Sport betrieben. Wie anderswo um die Zeit kurz vor der Jahrhundertwende – 19. auf 20. Jahrhundert – waren es die Turner, die den Verein gründeten und ihm den Namen gaben. Als in den achtziger und  neunziger Jahren die turnerische Idee unseres Turnvater Jahn durch alle deutschen Gaue ging, regte sich in unserem kleinen Dorf das Verlangen, diesen Gedanken aufzugreifen.

Am 18.07.1896 wurde von 22 Männern die Gründung des Vereins vollzogen.

Der erste Turnwart in der Gründungszeit war Karl Falkenstein. In seiner Amtszeit begann das wettkampfmäßige Turnen. In den folgenden Jahren waren es die Gauturnfeste, die regelmäßig von Wettkämpfern besucht wurden. Der nächste Turnwart war der Kaufmann Wilhelm Hummel. Auch unter seiner Regie änderte sich daran nichts. In der Zeit des ersten Weltkrieges von 1914–1918 ist kein Eintrag zu verzeichnen. Erst 1919 ging es wieder unter Oberturnwart Georg Weiss weiter mit dem Vereinsriegenturnen, das sich bis 1933 fortsetzte.

1924 übernahm Georg Stohrer die Verantwortung als Turnwart. Die Teilnehmerzahl der Wettkämpfe steigerte sich nun kontinuierlich. Erwähnenswert der 2. Platz beim Vereinsriegenturnen beim Landesturnfest in Ulm 1925, ebenfalls unter Georg Stohrer, der bis 1928 die Verantwortung für die Turner trug. 1929 ging das Amt des Oberturnwartes an Gustav Borst über. Unter seiner Leitung 1933 der größte Erfolg im Vereinsriegenturnen beim deutschen Turnfest in Stuttgart.

Der wörtliche Eintrag:

Vereinswettturnen

Musterriege unter Leitung des Oberturnwarts Gustav Borst

einen I. Preis mit Kranz, mit 50 Punkten

 in der 6. Stärkeklasse

Musterriege: Falkenstein Christian; Weigele Gottlob; Stohrer Georg; Grünenwald Reinhold; Hummel Wilhelm; Hummel Richard; Roos Otto; Mühleisen Eugen; Buchele Alfred; Stohrer Heinrich; Dannenmann Willy; Buchele Wilhelm.

Außerdem erhielt der Verein ein Fahnenband vom 15. Deutschen Turnfest.

Eine rege Wettkampftätigkeit herrschte auch weiterhin. Ab 1936 unter Otto Heber. Der Verantwortliche für die Jahre 1937-1938 lässt sich nicht feststellen. 1939 ist ein W. Dannenmann verzeichnet. Von 1941–1942 war Georg Bitterling der Oberturnwart, dem bis 1944 Erwin Grünenwald folgte. Bis dahin konnte das sportliche Geschehen aufrecht erhalten werden.

Von den großen Lücken, die der zweite Weltkrieg in die Reihen der Sportler gerissen hatte, erholte sich der Verein nur langsam. Erst 1950 begann es wieder langsam unter Oberturnwart Rolf Falkenstein, der bis 1955 im Amt war. Richtiges Geräteturnen war in der Zeit kaum vorhanden.

Im Jahr 1956 begann Heinz Weigele mit der Neugründung einer Geräteriege. Der Werdegang der Mannschaft begann beim ersten Auftreten auf Gauebene mit einem 4. Platz in der Kreisklasse bei den Meisterschaften des Turngau Staufen im Jahr 1957. Schon 1958 eine Steigerung in der Gesamtstärke der Mannschaft ausgedrückt, mit der Kreismeisterschaft. Die Mannschaft wurde durch die Turner Bernd Köller, Heinz Weigele, Klaus Weber, Adolf Daubner und Rolf Grünenwald gebildet. 1959 Aufstieg in die Gauklasse, der sich dann mit der Gaumeisterschaft niederschlug. Es turnte noch die gleiche Mannschaft zu der Siegfried Weber stieß. Bei den anschließenden Württembergischen Meisterschaften war der 11. Platz die Ausbeute. Hier turnte an Stelle von Rolf Grünenwald Gerhard Höfer mit. Der Gaumeistertitel war erst 1964 wieder fällig, nachdem man drei Mal hintereinander Gauzweiter war. Bei der berechtigten Teilnahme an den Württembergischen wurde die Riege fünfter. Zwei Jahre später dann wieder Gaumeister und 9. im Land. 1967 war das erfolgreichste Jahr der Mannschaft, als erstes die Gaumeisterschaft und Württembergische Vizemeisterschaft mit nur 0,3 Punkten Rückstand auf Ulm. Das war der krönende Abschluss einer Mannschaft, die seit 1961 in der Aufstellung Karl-Heinz Hartmann, Adolf Daubner, Siegfried Weber, Klaus Weber, Heinz Weigele und Bernd Köller turnte.

Bernd Köller, Siegfried Weber, Heinz Weigele, Karl Heinz Hartmann, Klaus Weber, Gerhard Höfer, Adolf Daubner

Es gab nicht nur schöne Mannschaftserfolge, die Bünzwanger Turner bewiesen auch in vielen Einzelwettkämpfen ihre Stärken, allen voran Heinz Weigele und Bernd Köller. Sporadisch konnten in der Zeit auch die Jugendmannschaften eingesetzt werden, auch als Einzelwettkämpfer.

Ab 1965 war Klaus Weber als Abteilungsleiter und ab 1967 als Trainer für das Geräteturnen im TV Bünzwangen verantwortlich – bis heute.

Bis 1975 blieb es bei dem mühseligen Versuch von Klaus Weber wieder eine schlagkräftige, aktive Gruppe zusammen zu bekommen. Hoffnungsvolle Talente kamen und gingen. Erfolgreich war die Zeit von 1971-1974, in der Dieter Koser und Martin Schneider als 11-/12-Jährige im Landeskader vertreten waren. Ebenso Harald Betz – als stärkster Turner in der Zeit, der mindestens vier Jahre Kadermitglied war. Herausragend ihr 5. Platz bei den Württembergischen Kunstturnmeisterschaften der Schüler. Aber auch hervorragende Einzelergebnisse sowohl auf Gau– und Landesebene waren zu verzeichnen. Irgendwann ging auch dieses Intermezzo noch im Jugendbereich vorbei. Erwähnenswert auch die Zeit von Ulrich Zeh, der 1977 Württembergischer Meister im Deutschen Sechskampf der C-Jugend wurde.

Der Grundstein für eine aktive Ligamannschaft wurde 1975 gelegt. Die achtjährigen Turner Michael Weber, Gerd Weber, Uwe Gromer, Martin Hummel und Mathias Bornträger, der bis 1979 dabei war, dafür stieß der zwei Jahre jüngere Gilbert Scharfe zur Mannschaft, waren von der E-Jugend bis zur A-Jugend bis auf zwei Ausnahmen ununterbrochen Gausieger und auf Landesebene immer unter den besten fünf Mannschaften zu finden. 1982 war sie in der C-Jugend Landessieger. Von 1983-1986 war die Mannschaft einmal drittbeste und dreimal zweitbeste Mannschaft im Jugendbereich des Landes. Durch das Ausscheiden von Uwe Gromer 1985 ergänzte der drei Jahre jüngere Oliver Holzmann die damalige A-Jugend.

Gerd Weber, Uwe Gromer, Martin Hummel, Gilbert Scharfe, Michael Weber

Ein teilweise kurzes Gastspiel gaben Turner der Jahrgänge 1970-1971. Heiko Dannenmann, Holger Kutscher, Andreas Günter, Thomas Burger und Marcus Weber. Nach Gausiegen 1981 und einem dritten Platz beim Landesentscheid in der E-Jugend, sowie 1982 ebenfalls Gausieger und zweiter beim Landesentscheid in der D-Jugend in der Besetzung: Holger Unterkircher, Holger Kutscher, Oliver Lang, Oliver Holzmann und Marcus Weber, der aber an das Landesleistungszentrum nach Ruit wechselte, Mitglied im Landes- und Bundeskader wurde und dort schöne Erfolge als Einzelturner (unter anderem 3. Deutscher Meister an Pauschenpferd und Reck) und Mitglied der KTV-Stuttgart-Schülermannschaft feierte. In den achtziger Jahren und später war es im Schüler- und Jugendbereich weiterhin so, dass Namen kamen und gingen.

Stellvertretend als herausragender Einzelwettkämpfer stand damals Martin Hummel, sowohl im Kunstturnbereich, als auch als Mehrkämpfer im Deutschen Sechs- und Achtkampf, in den achtziger und neunziger Jahren.

1987 konnte das große Ziel, der Einstieg in die STB-Gerätturnliga verwirklicht werden.

Leistungsmäßig eine neue Ära begann ab Anfang bis Mitte der neunziger Jahre im Schülerbereich. Mit den Turnern Roman Kneller (Jahrgang 1984), Bernhard Sinn (Jahrgang 1985), Alexander Sinn (Jahrgang 1987), Oliver Dürr (Jahrgang 1988) und David Niederer (Jahrgang 1991).

Die vielen Gautitel die diese Turner einheimsten, oder die sonstigen hervorragenden Platzierungen im Gerättturnen auf Landesebene, würden den Rahmen sprengen.

Als nächste Turner der Generation ab 1993 sind noch David Baumeister, Jochen Krauß und Leon Amirpour übriggeblieben, die sich seither auf Gauebene gut geschlagen haben und auf Landesebene zufriedenstellend. Von diesen ist als Turner noch David Baumeister dabei u.a. mit zwei ersten Plätzen bei Landesfinals im Gemischten Mehrkampf.

Die Gruppe 1997–1998 mit Samuel Nentwig, Leon Scharfe und Felix Baumeister kann zumindest auf Gauebene bereits mit schönen Erfolgen in den Gerätewettkämpfen und in den Mehrkämpfen aufwarten. Die Gautitel von Leon Scharfe in der Jutu E 9 und Samuel Nentwig Jutu D11 sprechen für sich. Der nächste mit Wettkampferfahrung und dem Jahrgang 2000, ist Thorben Weber, der 2007 mit vier Treppchenplätzen ganz oben auf Gauebene einen Rekord aufstellte. In den Jahrgängen 2000 und jünger kann die Abteilung bis 2010 mit sieben Schülerturnern aufwarten, die wettkampfmäßig Gerätturnen betrieben. 2011 reduzierte sich das auf fünf, mit den Jugendlichen. 2012 konnte man noch auf zwei Schüler und drei Jugendliche zählen: Erik Fleischmann, Thorben Weber, Felix Baumeister, Leon Scharfe und David Baumeister. Sie spielten eine gute Rolle auf Gauebene, aber auch auf Landesebene. Besonders Leon Scharfe, sowohl im Gerätturnen, als auch bei den Deutschen Mehrkämpfen, 2013 eingerechnet.

Festzuhalten ist noch, dass auch im Seniorenbereich gute Ergebnisse auf Landes- und Bundesebene, zumindest bis 2005, erzielt wurden von Michael Weber und stellvertretend hier, Martin Hummel mit drei Landestiteln, unter anderem.

Stand September 2013

Klaus Weber